06.10.2004 ...Manche müssen einzeln vom Lehrer in ihre Klassenzimmer zum Unterricht gerufen werden. In den Pausen haben wir Gelegenheit mit einigen zu sprechen, viele verstehen und lernen Englisch. Vor allem Gerald hat große Mühe, all der Kinder Herr zu werden. Ich verbinde meine von den Litschis, einer ganz gemeinen Blutegelart Nepals, geplagten und angeknabberten Füße, am Ende der Regenperiode werde ich 86 Bisse zählen. Inzwischen wollen uns Barpaks Maoisten erneut abkassieren, wir zeigen ihnen unser Tax Bill von Kharchok und sagen ihnen, daß nun Schluß mit Zahlen ist, irgendwie scheinen sie zu begreifen ...

16:00 geht es erst weiter, weil die Träger auf den glatten, steilen Wegen nicht gut vorankommen, vorbei an riesigen Hirsefeldern, soweit das Auge reicht. 17:00 beginnt ein ungemütlich werdender Regen. Unter einem Wasserfall hindurch geht es bis auf 2020m Höhe nach Bhuwa Kharka, zu einem schlammigen Weideplatz, der nur so von Litschis wimmelt. Als bekannt wird, wir werden hier nächtigen, sinkt allen das Herz in die durchweichten Schuhe. Es regnet weiter ununterbrochen, es ist stockdunkel, die Träger noch sonstwieweit hinten.

Wir sitzen oder stehen, jeder mit Stirnlampe schwer beschäftigt, seine Schuhe und Füße unter Kontrolle zu halten und der Millionen Litschis Herr zu werden, was aber meist nicht gelingt. Peter sein Leatherman und sein Feuerzeug sind eine kleine Hilfe in der großen Not. Die Küchenleute und unsere Führer, sowie die Träger haben keine Zeit, sich um Litschis zu kümmern, sie müssen sehen, daß die Zelte aufgebaut, Wasser geholt und unser Essen gekocht und die Trek-Säcke in die Zelte geräumt werden. Beim Einräumen läßt sich´s nicht vermeiden, einige Litschis mit ins Zelt holen. Wir beschließen, diesen Abend das Dinner in den Schlafzelten einzunehmen. Wie können unsere nepalesischen Freunde inmitten von Milliarden blutrünstiger Sauger schlafen...?

Am Morgen erfahren wir, sie sind alle in Zelten untergekommen, ein kleiner Trost, trotzdem entzünden sich später bei Einigen die vielen Bisse. Zwei Küchenhelfer haben schwere Verbrühungen an Armen und Beinen erlitten. In kurzer Zeit ist unser Verbandmaterial restlos aufgebraucht, zum Glück verstehen Mietzi und Peter II was vom Verarzten, ein Küchenhelfer wird trotzdem später zurückgeschickt, er hat schwere eitrige Verbrühungen am Arm und Fieber. Rückblickend stellen wir fest, daß es bisher jeden Tag mehr oder weniger geregnet hat und dies für den Oktober hier ungewöhnlich ist. Später sagen uns alte Leute aus Sama, daß es erst zwei mal in ihrem Leben in dieser Zeit soviel Regen und weiter oben viel Schnee gegeben hätte. Gebietsweise werden die unreifen Getreidefelder vom hohen Schnee plattgedrückt und damit nicht verwendbar für die Bauern. Abends und nachts Starkregen, an einer Stelle tröpfelt es ins Zelt.

 + 1130 / - 575 m in 9 Std.
 



Zurück