06.10.2008 ...Der Weiterweg ist jetzt schmal und unscheinbar. 40 cm hohes Heidekraut sind die einzigen verbliebenen Pflanzen hier oben. Zwei Gedenktafeln erinnern an am Dhaulagiri verunglückte Bergsteiger. Von einer oberhalb des Camps gelegenen Bergwiese geht es stark abschüssig, fast senkrecht in einer sandigen Geröllrinne 40 m hinab auf den Chhonbardan Gletscher, 20 Minuten auf dessen 300 m breiten Rücken entlang, dann wieder ebenso steil hinauf bis unterhalb eines Felsenhangs auf der linken Talseite. Wir folgen dem schmalen ausgesetzten Weg über weitere grüne Moränenreste, Bergwiesen und Hänge in 3800 m Höhe auf der linken Gletscherseite. Kommen vorbei an einer großen Biwakhöhle. Zum rauschenden Gletscherbach hinab stürzen die Geröllhänge senkrecht in die Tiefe, man muss sehr bedacht und vorsichtig auf dem dünnen Pfad laufen, ein Abrutscher wäre tödlich.

 Das Tal ist so eng und steil, dass eine Wanderung auf der Moräne, wie bei den anderen Himalayatreks nicht möglich ist. Auch kann ich mir hier lebhaft niedergehende Schneelawinen vorstellen, kein gutes Gefühl. Nach oben ist die Sicht heute arg beschränkt, die hohen Gipfel sind allesamt unter Wolkenmassen verschwunden. Auch bei schönem Wetter wird die Sicht auf die umliegenden Bergriesen durch das hohe enge Tal sehr beschränkt. Vor uns das endlos erscheinende gigantsche Gerölltal des von grauen Steinen komplett bedeckten Chhonbardan Gletschers, der direkt im Westen unterhalb des Dhaulagiri entsteht und aus dem der Myagdi Khola entspringt. Der Weg führt uns vorbei an Steinmännchen über mehrere Seitenbäche, links stürzen rauschende Wasserfälle von den senkrechten schwarzen, mit Moosen bewachsenen Felswänden. Zu unserer Freude wachsen verschiedene blaue, lila, weiße und rote Bergblumen auf den kümmerlichen Wiesenresten, Edelweiß, Enzian und Schusternelken kennen wir. Kleine Vögel und Dohlen erfreuen sich der Natur. Weiter oben durchqueren wir ein breites Tal, in dem der Fluss in einem flachen Bett dahinplätschert. Hier oben liegt auch das kleine Swiss Base Camp auf einer Miniwiese. Nach drei Stunden kehren wir um, gehen denselben Weg zurück ins Italian Base Camp. Der Rest unserer Gruppe hat sich inzwischen ausgeruht und den Tag genossen. Es ist 14 Uhr, die Ausflügler bekommen jetzt ihr Mittagessen nachgereicht, heiße Nudelsuppe mit frischgebackenen Brötchen als Vorspeise. Draußen beginnt der tägliche leichte Regenschauer, der uns in wohligen Siestaschlaf versetzt, draußen alles mit Nässe überzieht, in den Zelten ist es aber gemütlich und kuschelig.

Der beständige hier unten leichte Regen verwandelt sich weiter oben in den Bergen in Schnee, in sehr viel Schnee, sehr hohen Schnee, der den Besteigern der über uns liegenden Gipfel diesen Herbst enorme Schwierigkeiten bereiten wird. Trotz der grauen Nässe ist es draußen bunt geworden, die Porter haben alle ihre fast wasserdichten gelbroten Höhenanzüge an, bekommen Socken, Handschuhe, Mützen und Sonnenbrillen ausgehändigt, nachts schlafen sie jetzt in eigenen Zelten, einige werden für die krankheitsbedingt abgestiegenen Küchenleute mit zum Kochen herangezogen. Uwe kugelt sich beim Lesen im Zelt die Schulter aus, will den ganzen Weg nach Beni zurückgehen, wir können ihn zum Glück überzeugen, es mit entsprechender Vorsicht und mit wenig Gepäck auf dem Rücken weiter nach oben zu versuchen. Auch Steffen kommt weiter mit, am verletzten Fuß eine Sandale. Nachmittags und abends trinken wir jetzt meist mehrere Tassen Milch und Tee, viel Flüssigkeit ist gut gegen die Höhenkrankheit. Nachts ist es draußen ca. 6°C, im Zelt 10°C.

 + 510/ - 510 m in 5 Std. (0:30 Std. Pause)
 

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