15.10.2008 ...Tatopani ist auch relativ klein, das sehen wir erst heute am Morgen deutlich, die Läden, Hotels, Lodges und Restaurants stehen dicht an dicht. Auf einer künstlich aufgeschütteten Schotterstraße, die mühsam durch einen Erdrutsch geschoben wurde und worauf wirklich nur Jeeps fahren können, verlassen wir den Ort. Erreichen eine lange eiserne Hängebrücke, die uns links ans andere Ufer führt, gleich darauf eine andere aus Holz, auf der wir den Ghara Khola überschreiten. Dieser Fluss und das gleichnamige Tal wird uns die nächsten Stunden begleiten. An einem kleinen Restaurant beginnt der Aufstiegsweg Richtung Ghorepani, auf Treppenstufen und breiten Wegen erreichen wir nach einer Weile einen kleinen Pass mit der Gaststätte Santosh Hill Top Lodge auf 1500 m Höhe, wir verabschieden uns mit den Augen vom Kali Gandaki-Tal, wenden uns neuen Aussichten zu. Vor uns ein weites Tal mit vielen Bäumen und leuchtend grünen Reis- und Hirsefeldern, auf dessen rechter Hangseite wir durch einige Dörfer nach oben laufen werden. Diese haben wunderschöne kleine Häuser und bunte Gärten.

Der angenehme Weg mit den akkuraten Treppenstufen, die vom Geschick der nepalesischen Bauleute zeugen, führt ab und zu vorbei an Restaurants. Kurz danach eine Schlucht, in der wir einen Bach überschreiten. Es ist jetzt sehr heiß, über 25°C, wir durchqueren dunkle Bambushaíne, Zitrusplantagen, an den Bananenstauden wachsen minikleine, aber sehr schmackhafte Früchte. In den Dörfern werden gerade die Häuser angemalt, der Sockel erdbraun mit Lehm und die Wände weiß mit Kalkfarbe. Frauen mischen gemahlenes Getreide mit den Händen. Wir sehen auch einige der selten gewordenen typischen kleinen nepalesischen Männer mit ihren Kappen, kurzen Hosen und dem Stock. Die Reisfelder sind hier bereits hellbraun, bald wird Ernte sein. Weiter oben ziehen sich überall grüne Terrassenfelder an den Berghängen hinauf. Der Nilgiri verschwindet langsam aus unserem Gesichtsfeld. Eine Kurzpause legen wir in der Namaste Lodge in Ghara ein, trinken Zitronensaft aus kleinen Tassen. In Sikha (1935 m) werden wir gebeten, uns bei der Annapurna Conservation Area Project, kurz A.C.A.P. registrieren zu lassen, so müssen wir erneut unsere Permits vorweisen, bekommen Stempel und der Beamte behält einen Abschnitt ein. Unseren Träger Bhakta sehen wir bei den kurzen Pausen regelmäßig wieder, er schleppt seine 30-35 Kilo ohne eine Spur von Müdigkeit auf dem langen stetig bergauf führenden Weg.

Kurz nach Chitre (2390 m) beginnt ein dichter Urwald, hier wachsen gewaltige bemooste Rhododendronbäume, einige haben Stammdurchmesser von über einem Meter und erreichen eine Höhe von ca. 30 Metern. Auch eine kleine verknorzelte Eichenart wächst hier. Oberhalb können wir schon den grünen Deurali-Pass, den wir morgen überqueren müssen, mit dem Fernglas sehen, Gebetsfahnen schmücken ihn. Umgeben ist er von einem Wald aus Rhododendren. Eine Stunde später, kurz nach 18 Uhr erreichen wir den sehenswerten Touristenort Ghorepani, der in einem Sattel auf 2750 m Höhe liegt. Hems kommt uns verzweifelt entgegen, „unser“ Zeltplatz mit Ausblick auf Dhaulagiri, Tukuche Peak, Nilgiri, Annapurna und Machhapuchare ist belegt, auf der ehemals grünen Wiese entsteht ein riesiger Hotelneubau. Kleinlaut fragt er uns, ob wir evtl. auch mit einem Zimmer in einer Lodge vorlieb nehmen würden. Wir würden, aber nur wenn es preiswert und ein Zimmer für drei zu haben wäre. Wir bekommen deshalb ein sauberes Dreibettzimmer in der Annapurna View Lodge für 0,80 € pro Person und Nacht im ersten Stock, zwei Toiletten mit Wasserspülung auf dem Gang. Wir haben das Haus für uns sechs allein, sind die einzigen Gäste. Unten befindet sich der Aufenthaltsraum mit Esstischen, in der Mitte ein rostiger eiserner Ofen, geschweißt aus einem Fass. Es gibt einen kleinen Duschraum mit kaltem Wasser, die warme Dusche kostet stolze 100 Rupees. Da wir ja gestern in Tatopani eine Stunde weichten, ist dieser Service für uns heute nicht relevant. Yogesh, Hems und Bhakta bekommen gemeinsam ein Zimmer im Erdgeschoss.

 + 1815/ - 220 m in 10 Std. (2:30 Std. Pause)
 

Zurück