06. 10. 2010 ...gehen wir links vorbei, wie es der buddhistisch-hinduistische Glaube verlangt. Ein in der Karte eingezeichneter Kontrollposten ist ebenfalls unbesetzt, die staatlichen nepalesischen Truppen und Beamten  haben sich, scheint es, vollkommen aus dem Dolpo zurückgezogen. Nachdem wir links das Dinjung Khola, das Sagar Khola und das große Namgung Khola überquert haben, öffnet sich plötzlich nach einer Biegung wie von Zauberhand vor uns der Anblick auf den großen, auf mehreren Berghängen liegenden weiträumig auseinander gezogenen Ort Saldang (3770 m). Die massiven großen Häuser erdfarben, trutzig in traditioneller tibetischer Bauweise mit den begehbaren Dächern, den Gebetsfahnen und viel Knüppelholz darauf, die Fenster und Türen ebenfalls tibetisch und bunt. Wir bleiben in der Nähe des Flusses, da oben an der Schule das Trinkwasser knapp ist. Im Lodge-Grundstück des immer leicht angetrunkenen, gehbehinderten, sonnenbebrillten Lebemannes und ehemaligen Dorfchefs schlagen wir unser Lager auf. Dipak kümmert sich um das Trinkwasser, er rennt rigoros mit den schwarzen PVC-Wasserschläuchen durch die Gegend, bis irgendwann endlich frisches Quellwasser aus dem unteren Ende läuft. Da wir bereits 11 Uhr ankommen, haben wir genügend Zeit und Muse, nach unserem Mittagessen den Ort anzusehen. Vorher durchlaufen wir alle wieder einmal unser blaues Duschzelt, ich niese, bekomme dabei durch die Höhe Nasenbluten und das Wasser am Boden färbt sich entsprechend. Der Himmel ist mittags etwas bewölkt, später zeigt sich aber Klara wieder in voller Gänze.


Endlich gehen wir uns das Kloster und den Ort ansehen, Phadindra begleitet uns. Am Kloster erfahren wir vom tibetischen Arzt, dass der Lama weiter oben wohnt und nur er den Schlüssel zum Kloster besitzt. Wir laufen auf diversen Wegen zwischen den Häusern und am Rande der Terrassenfelder weiter hoch ins Dorf, werden von den einheimischen Menschen auf den Feldern neugierig beäugt und wir beäugen und fotografieren sie ebenso neugierig. Schließlich sehen wir weit oben Phadindra wieder, er führt uns zum Privatkloster und Wohnhaus von Labrang Thondup, dem Lama von Saldang. Dieser lädt uns zu einem Buttertee in seine geräumige Küche ein, kredenzt wird der Labetrunk von seiner Frau. Er zeigt uns ein dickes Buch, in dem er als junger Mann mit langen Haaren auf einigen Fotos abgebildet ist: Caravans of the Himalaya von Eric Valli und Diane Summers. Wie sich später in Kathmandu herausstellt, das einzige erhältliche gute Fotobuch über das Dolpo mit fantastischen Aufnahmen. Auch einen gleichnamigen Film gibt es darüber. Mir scheint, dass Labrang Thondup auch den Schlüssel zur Gompa in Shey Gompa verwahrt. Dann dürfen wir sein Privatkloster besuchen, reich ausgestattet mit wertvollen Reliquien, Buddhastatuen und den in rote oder gelbe Stoffbahnen eingeschlagenen Gebetsbüchern, reich geschmückt mit Wandbehängen und Malereien. Ein mächtiger Mann.

Dann gehen wir gemächlich gemeinsam hinunter zur großen goldenen Saldang Gompa, werden zuvor noch mit dem traditionellen tibetischen Arzt in seinem mit schamanistischer Naturmedizin vollgestellten Ärztehaus bekannt gemacht, spenden diesem einen kleinen Betrag für die Anschaffung neuer Medizin. Er beklagt sich, dass die nepalesische Regierung immer Medikamente geschickt hat, erstmals dieses Jahr ist die Lieferung ausgeblieben. Auch das fast jedes zweite Kind bei der Geburt hier stirbt, erfahren wir erschüttert. In einem gelben Nebengebäude stehen zwei riesige drei Meter hohe bunte Gebetszylinder, die mit Symbolen bemalt sind, mit dem Rad des Asoka, der Kugel des Erbarmens, mit Schlangen, Blumen und dem Mantra Om Mani Padme Hum. Dann schließt uns Labrang das Kloster auf, wir besichtigen es im Uhrzeigersinn, spenden ebenfalls für die Erhaltung einen kleinen Betrag an den Lama. Saldang ist eine Gompa der Sakyapa, hier werden die Bodhisattvas Manjusri und Tschenrezigs verehrt neben dem historischen Buddha Shakyamuni und dem kommenden Buddha Maitrea. Auf den leuchtenden Fresken ist der allgegenwärtige starke Padmasambhava abgebildet, der gerade ein himmlisches Fest mit einem greulichen blauen Herrscher des Totenreiches feiert. Dieser hält uns eines Tages den Spiegel vor, vor dem wir uns nicht verbergen können, und wiegt für uns die weißen Steine der guten Taten gegen die schwarzen der bösen Taten ab. Das schöne Kloster kann vom Flussufer unten nicht eingesehen werden, erst 100 m weiter oben beginnt sein goldenes Dach zu funkeln. Schließlich kommen wir wieder zu unserem Camp. Abendessen mit leckerer Rakshi-Verkostung und Nachtruhe.

+ 135 / - 2355 m in 2:15 Std. (o. Pause)
 



Zurück