19.09.2009 ...Zum Frühstück im Freien in der herrlich warmen Sonne bekommen wir Bratkartoffeln mit Spiegeleiern, Buttertoast, Joghurt. 9 Uhr 30 fahren wir los, werden aber nach wenigen Minuten Fahrt jäh an einem soeben entstandenen Bergrutsch gestoppt. Es liegt ein riesengroßer Stein auf der Fahrbahn, der mit Brecheisen von Hand nicht bewegt werden kann. Nach 30 Minuten fangen zwei Bauarbeiter mit Spitzhacke und Schaufel an, den ersten Schutt zu lockern und ins Tal zu befördern. Ein Kleinwagen und Motorräder zwängen sich vorbei, Millimeter vom Abgrund entfernt. Auf beiden Seiten bilden sich Fahrzeugschlangen, auch Armee-LKW stehen im Stau an den steilen Berghängen. Telefonierende Armisten, darunter ein schmucker Sikh mit seinem dunkelgrünen Turban und Zivile stehen an der Abbruchstelle, gestikulieren und geben gute Ratschläge. Manche packen mit an. Aus Keylong kommt langsam ein Raupenbagger angetuckert, alle wartenden Fahrzeuge lassen ihn an die Front. Für ihn ist es ein Leichtes, mit seiner großen Schaufel die Steine in die Schlucht zu wälzen und die Straße zu planieren, sodass nach kurzem Einsatz die Straße frei ist, wenn auch nur äußerst schmal. Wir fahren weiter nach 1 ½ Std. Warterei, kommen vorbei an vielen hundert Straßenarbeitern am Rande der neuzubauenden Zweispurstraße, sie zerklopfen von Hand die Felsbrocken zu Schotter, jeder hat ein kleines Häufchen vor sich, hunderte, tausende, ja hunderttausende Häufchen werden für die neue Straße gebraucht.

12 Uhr erreichen wir Jispa. Über eine Brücke überqueren wir kurz darauf in Dharcha (3400 m) das breite Tal des Jankar Nala River, machen Pause an einer der Dhabas, der Zelt- und Wellblechgaststätten mit Übernachtungsmöglichkeiten namens Nepali Daba Dharcha. Es gibt Chowmein, gebratene chinesische Nudeln. Im Speiseraum des Zeltes der kleine allgegenwärtige tibetische Hausaltar, Butterlampen, Dalai Lama Bild. Am Checkpost werden unsere Pässe ins Buch eingetragen, inzwischen alles Routine. Dharcha ist der Ausgangsort schöner Treks nach Padum in Zanskar und weiter nach Ladakh in 21 Tagen. Kurz nach der Weiterfahrt horcht unser Fahrer ins Auto, irgendetwas klappert komisch, er fährt dann an den Straßenrand und legt sich mit einer Plastplane unter den Bus, es scheint etwas an der Federung gebrochen. Er schraubt sorgfältig eine bereit gehaltene Stahlschelle an, um das Klappern bei der Fahrt zu unterbinden. Bald darauf geht es weiter. 14 Uhr 15 erreichen wir den kleinen gemütlichen See Deepak Tal. In Patseo (3811 m) ist um die Hauptstraße ein großes Militärcamp errichtet, unser Fahrer muss sich seitlich daran vorbei kämpfen. An der zweispurigen Straße liegen hunderte leerer Teerfässer, dann ein großes Werk zum Zerkleinern von Steinen, warum dann vorhin die hunderten Handzerkleinerer?

Die Auffahrt zum Baralacha La Pass liegt an einem riesigen bröckligen Geröllhang, an dem die Steine sehr wacklig in der Erde stecken, bloß auf eine Gelegenheit warten, um ins Tal zu schießen. Die Serpentinen sind mit Schotter übersät, weiter oben breiter Asphalt. Auf 4700 m Höhe kommt langsam der erste Schnee, weiter oben weiß die hohen Gipfel, ringsum endlose Geröllfelder. Am Pass in 5100 m Höhe schöne Panoramasicht auf den Suraj/Wishaal See. Durch die Höhe wird uns beim Herumlaufen leicht schwindlig. Unser Fahrer gibt Gas den Berg hinunter, vor uns ein Riesengerölltal mit ein wenig Schnee, am Restaurant New Lhasa genießen wir einen Tee. Kurz nach dem Pass rechtsseitig der große Yunam Tso See, der aber größtenteils ausgetrocknet ist.

16 Uhr 30 erreichen wir im breiten ebenen Sarchu-Tal auf 4230 m kurz vor dem gleichnamigen Ort das Zeltlager der Antrek Tours and Travels. Die Betreuer haben die meisten der 25 Zelte bereits abgebaut, nur die vier Zelte für uns stehen noch, sowie das Speise- und Küchenzelt, das Duschzelt und das Zelt für unsere Betreuer. Wir werden freundlich begrüßt vom Guide Nanak Sherma mit einem Kardamom-Tee und in die komfortablen ca. 6 x 8 m großen doppelwandigen Leinwandzelte eingewiesen. Darin stehen für zwei Personen stabile Betten mit sauberen dicken Zudecken und Matratzen, Tisch und Stühle, es gibt elektrisches Licht, meist sind es hier in Indien die Glühlampen oder Energiesparlampen mit Bajonettfassung. Zu unserem freudigen Erstaunen ist in jedem Zelt noch eine Reißverschlusstür, die zu einem WC (!) mit Abschwemmung führt, es gibt fließendes Wasser, sogar elektrisch Licht. Morgen wird dann alles komplett abgebaut und nach Manali gebracht den Winter über. Nanak erzählt uns, dass voriges Jahr im September 500 Menschen im Sarchu-Tal eingeschlossen waren, weil der Lachulung Pass und der Baralacha Pass zugeschneit waren und es dauerte eine Woche, bis alles wieder geräumt war. Einige eilige Touristen hatten sich mit einem Hubschrauber ausfliegen lassen. Das Tal sieht aus wie in Tibet, weitläufig und in bunten Farben die kahlen Berge. 17 Uhr geht die Sonne unter. Zum Abendessen haben wir viel Spaß, nach unserem Dinner, Tomatensuppe, Dal-Rice, gebratenem Gemüse und Kartoffeln, sowie einem Dessert mit eingekochtem Obst macht unser Green Label Whisky die Runde, wir kosten auch selbstgemachten Rakshi. Nachts wird es 5 Grad minus, das Wasser ist gefroren, die Wasserleitungen schon abgelassen.

 



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