21.09.2009 ...Unser neuer Fahrer ist wieder sehr zurückhaltend und fährt sehr vorsichtig und langsam, im Gegensatz zu der eher draufgängerischen Fahrkunst von Kamal. 10 Uhr 30 verlassen wir die Hauptstraße nach Leh und biegen nach rechts auf eine Staubpiste Richtung Tsokar-Salzsee und in die 22.000 qkm große Changtang-Region ab.

Bei einigen Jurten an einer großen weißen  Chörten stoppen wir, im Hintergrund der See, die Entfernungen lassen sich in der glasklaren Luft schwerlich schätzen, es können 5 aber auch 20 km bis dahin sein. Auch scheinen die Ufer keine feste Linie zu haben, der See ist meist ausgetrocknet, sumpfig und an seinen Ränder haben sich zwischen schwankenden Salzinseln bewachsen mit scharfen Grasbüscheln salzige Tümpel erhalten. Der Platz nennt sich Pangunagu (4550 m) und liegt an einem kleinen munter plätschernden Bächlein, auf dessen Grund sich unzählige Mülltüten und Unrat der endenden Touristensaison breit machen. Einige französische Jugendliche beseitigen enthusiastisch mit Schaufeln diese Verschmutzungen, Hut ab. Der Bach wird auch für alle zur Trinkwasserentnahme genutzt, auch von entfernten Orten kommen Tanklaster heran, die mit einer klapprigen Dieselpumpe das Bachwasser ansaugen und in den großen Wassertank auf dem LKW leiten. Wir dürfen in ein rundes Jurtenzelt einziehen, Mietzi und ich auf der jenseitigen Bachseite in ein kleineres Baumwollzelt, wohnlich ausgelegt mit Matratzen und mit dicken Zudecken versehen, am Kopfende eine Kerze mit Streichhölzern.

Nach einer Weile fahren wir in unserem Bus über die wüstenähnliche Staubpiste bis an den Rand der Berge, biegen auf eine neugelegte Asphaltstraße ab, die uns in den direkt am Tsokarsee in 4550 m Höhe liegenden trockenen Wüstenort Thukje führt. Es erinnert mich etwas an San Pedro in der Atakama-Wüste in Chile. Man sollte sich immer reichlich eincremen, zum Schutz gegen die Höhensonne und gegen die trockene Luft hier oben. Wir klettern hoch zum Kloster, wo uns auch schon der einzige hier in dieser Einöde lebende Mönch begrüßt, um uns den Gebetsraum der Gompa aufzuschließen. Im Ort stehen einfache teilweise bewohnte quadratische Wohnhäuser, dazwischen einige Grundwasserpumpen, man sieht ab und zu einen der Bewohner. Sogar wenige beschilderte einfache Unterkünfte gibt es. Unterhalb des Klosters werden wir in einem Teehaus bewirtet mit einer Kanne Tee und Keksen, von denen einige an die hungrigen dürren Hunde verfüttert werden.

Auf der Rückfahrt pirschen wir uns an eine größere Herde der scheuen Wildesel (Kiang) heran, um Fotoaufnahmen zu machen. Trotz der extremen Klimabedingungen und der kargen Vegetation ist der Changtang Heimat vieler Wildtiere. Neben Wildesel und Tibet-Antilopen (Chiru) gibt es im Changtang noch Pfeifhasen (Pikas), Hasen, wilde Yaks, Bären und Wölfe. Zudem gibt es eine reiche Vogelwelt mit Adlern, Bartgeiern, Bussarden, Streifengänsen, Steppenhühnern und den Schwarzhals-Kranichen, die wir am Ufer des Tsokar-Sees beobachten können. 20 Uhr liegen wir beim Schein der Kerze in unseren Zelten, draußen stürmt es in der schwarzen, von Millionen Lichtpunkten übersäten glasklaren Nacht, wir sehen viele Sternschnuppen am Firmament, die Milchstraße zieht sich quer darüber hin. Unsere jugendlichen französischen Nachbarn feiern in sicherer Entfernung Party.

 



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