24.09.2009 ... 11 Uhr 30 halten wir in einem dieser malerischen Orte, in Tungim und betrachten die steile Landschaft in Natura. Neben einer kleinen Gompa und einer großen Gebetsmühle lagern einige Elektro-Arbeiter, die einige Strommasten errichten wollen. Kleine mauerumgrenzte Felder sind dem kargen Flussufer abgerungen worden. Darauf das reife Getreide und abgeerntete Gemüsefelder. Zu Mittag erreichen wir den größeren Ort Hamya, fahren jetzt kurzzeitig ans linke Ufer, um nach zwei Kilometern wieder über eine mit Holzplanken belegte Eisenbrücke ans rechte Indusufer in das kleine Dorf Rani Bagh zu wechseln. 11 km vor Upshi weitet sich das Tal schlagartig aus, die Berge ziehen sich zurück, der schöne Teil ist vorrüber.

13 Uhr in Upshi (3384 m) wieder ein Checkpost an einer großen von Restaurationen mit Zimmervermietung gesäumten Kreuzung, von wo aus die direkte Straße nach Pang führt. Der Hauptort liegt über die Brücke am anderen Ufer des Indus hinter einem Hügel versteckt. Wir essen Alu Gobi und trinken Mangosaft aus der Wegwerf-Plastflasche. Der Ort Kharu kündigt sich an durch kilometerlange endlose Militärkasernen beidseitig des Indus, das weitläufige Tal ist komplett von der Armee besetzt. Es gibt Militärschulen, Einkaufszentren, Offiziersmessen, Traditionszentren, Fahrzeuge und kriegerische Gerätschaften und natürlich jede Menge Wellblechkasernen. Die Eingangsbereiche teilweise mit viel Fantasie alten Burgen nachempfunden. Alles mit Liebe und natürlich den Steuergeldern der 1,15 Milliarden Inder aufgebaut. Dazwischen wuseln die Soldaten und Zivilangestellte. Der Armeedienst in Indien ist freiwillig, da aber guter Sold gezahlt wird, hat die Armee keine Probleme Soldaten zu rekrutieren. Im Gegenteil, sie kann sich die jungen Männer aussuchen. Die indische Armee ist die drittgrößte der Welt und hat offiziell 1,3 Millionen Soldaten. Hier in den Bergregionen sind es meist die Söhne aus ladhakischen Familien, die die dünne Höhenluft besser vertragen, als tiefer lebende Inder.

Wir biegen in Kharu rechts ab zum Klosterberg Chemre und fahren erst einmal hoch in den Ort Sakti (3800 m), in einem breiten sattgrünen Nebental gelegen, das von vielen einzelnen Grundstücken durchsetzt ist, alles atmet eine friedliche Atmosphäre. Drei Kilometer nach dem Ort liegt das sehr alte Kloster Takthok, das wir besichtigen. Leider ist keiner von den ca. 50 Mönchen zu sehen, der uns die alte Anlage und die Türen in den Zäunen aufschließt, so müssen wir mit den Außenansichten der alten Häuser, die teilweise in eine große Höhle im Felsen gebaut wurden vorlieb nehmen. Im 8. Jahrhundert meditierte hier Padmasambhava, der als erster den tantrischen Buddhismus über Kaschmir nach West-Tibet brachte. Es ist das einzige Kloster in Ladakh, das der alten Nyingmapa-Schule angehört. Auf der Rückfahrt besichtigen wir die malerisch auf einem vorgelagerten Felsen in 3600 m Höhe gelegene und 375 Jahre alte Klosterburg Chemre, eine Zweigniederlassung von Hemis. Über 200 Mönche sollen hier leben. Der alte 88-jährige Mönch Nibam Tamten unterhält sich kurz mit mir, dann mit unserem Fahrer Rigzin. Er spricht mit feinem Lächeln in seiner heiteren Art sicherlich über uns, die Touristen, die jetzt immer hier auftauchen und die ihre langen weißen Nasen überall reinstecken müssen und alles fotografieren wollen, ihn inbegriffen. Was er nicht begreift.

Wir fahren wieder zurück ins Indus-Haupttal und geradeaus wieder bergauf 6 km zum größten und reichsten Kloster von Ladakh, nach Hemis (3580 m). Wir passieren riesige kilometerlange breite Manimauern und einige Chörten. Von unten ist rein gar nichts zu sehen, erst weiter oben nach Durchqueren des Dorfes Chomoling biegen wir auf der rechten der beiden nach oben führenden Straßen um einen Felsen herum und vor uns in einem versteckten kleinen Seitental tut sich eine riesige aus vielen Gebäuden bestehende Klosteranlage, an einen Berghang geschmiegt auf. Dieses verborgene Dasein bewahrte das Kloster in den Jahrhunderten öfter vor Plünderungen einfallender Feinde und Räuber. Wir bekommen einige Zellen zugewiesen, in Zelle Nr. 2 gibt es zwei harte Betten, einfache, frisch nach Kernseife riechende Wolldecken und Kopfkissen, aber auch einen Stromanschluss mit Lampe. Die Toilette abseits in einer Kammer mit Loch am Boden, zehn Meter tief fließen und fallen unsere „Sachen“ hinab in einen Raum. Wasser gibt es gar nicht. Der sehr freundliche Wirt der unterhalb liegenden Ausflugsgaststätte ist auch für das Vermieten der Zellen für Besucher zuständig. Hier gibt es auch eine Leitung mit Trinkwasser und man kann sich waschen. Er bereitet uns gebratene Spaghetti mit Gemüse zum Abendbrot zu. In unserer Zelle hinter den dicken Klostermauern haben wir einen tiefen ruhigen Schlaf.

 



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