28. 04. 2013   ...Das aufsteigende grüne Tal verengt sich langsam, die Bäume sind voller zartrosa Blüten, wir sehen unter vielen anderen Blumen in großen Büscheln die lila Primulus, also Primeln, Aurikel oder Schlüsselblumen sowie rosa Daphne Mezereum, also Seidelbast. Hier oben wird der Fluss zum Bach. Über ein steiles Schneefeld hoch oben watschelt ein Braunbär, um ein “Beweisfoto“ zu schießen, ist er viel zu schnell wieder im Geröll verschwunden. Wir gehen leicht bergauf über kleinere Hügel und zuletzt durch einen kleinen Urwald.
Als wir den nächsten Hügel überschreiten, sind wir vom Anblick überwältigt.

Am Ufer des Bergbaches eingebettet in eine einmalige Landschaft liegt Har ki Doon. Mehrere Lodges stehen hier oben im Schnee, jetzt noch verschlossen. Über ein Schneefeld gelange ich mit Steffen Kr. und Hansi zur letzten Hütte mit atemberaubendem Blick auf die bezaubernden Gipfel der Swargarohini Peaks (6252 m). Man kann guten Gewissens das hintere Har ki Doon Tal als ein gut gehütetes verstecktes Hidden Valley, vielleicht sogar als Shangri-La bezeichnen.

Leider müssen wir heute noch einige Kilometer laufen, sodass wir uns schweren Herzens aus dieser Idylle losreißen müssen. Nach unserer Rückkehr am Camp und einer halbstündigen Pause fällt es Julia auf, dass Sie unterwegs Ihr Medizin-Set vergessen hat. Sie geht noch einmal zurück, Steffen Kr. begleitet sie. Die restlichen 11 Leute gehen langsam weiter, wir beschließen dann aber auf Anraten von Nizam, mehrere hundert Höhenmeter tiefer mit Rückblick auf den oberen Weg auf beide zu warten. Sie würden die Abkürzung ins Flusstal hinunter und den weiteren Weg sicher nicht allein finden. Unterwegs legen wir einige Wegmarkierungen und machen dann derweil ein Nickerchen. Schließlich laufen wir doch langsam weiter, Itbir wird oben warten und beide sicher nach unten geleiten. 2½ Stunden später sehen wir die beiden weit oben zurückkommen. Wir erwarten sie gespannt, zum Glück hat Julia Ihre Medizin wiedergefunden.

Steil nach unten geht es jetzt auf direktem Weg über viele schmale Terrassenfelder ins neue Flusstal des Ruinsara River, der weiter oben dem Bandarpunch Gletscher entspringt und uns zum gleichnamigen Berg und zum Gipfelberg Kalanag führt. Wir überschreiten die Brücke (2965 m) über das Har ki Doon Tal und gehen auf der linken Flussseite auf einem Hangweg durch Wald und über große Steine bergan. Etwa 4 km danach erreichen wir unser Camp auf einer Wiese 30 Minuten vor Dev Thatch in 3000 m Höhe, direkt am Fluss gelegen mit einem herrlichen Blick auf die Gipfel von Swargarohini I, II und III, Kalanag und Bandarpunch. Es bleibt sogar Zeit, sich im eiskalten Gletscherfluss zu waschen. Da der Himmel aber so voller Geigen hängt, dass keine Sonne zu sehen ist, wird es mir doch ziemlich kalt. Im Schlafsack werde ich schnell wieder warm.

a) + 545 m / - 545 m in 3:15 Std. (45 min. Pause) nach Har ki Doon und zurück

b) + 640 m / - 895 m in 7:20 Std. (2:30 Std. Pause) nach Dev Thatch

insgesamt 16 km

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