18. 06. 2006   ...Der Drolma Lhakang oder Tara Tempel wurde im Kloster zu Ehren des Großen Übersetzers Bariwa geschaffen. Die Hauptstatue in diesem ist die des Buddhas Sakyamuni. Hier sitzt erhöht ein Mönch, der in eine große Muschel bläst und die Klosterbesucher gegen kleine Gaben am Kopf segnet. Die Murals (Wandzeichnungen) sind sehr berühmt, da sie sehr fein und genau gemalt sind. Die Chinesen hatten während der „Kulturrevolution“ alle beiden Tempelanlagen dem Erdboden gleichgemacht, alle Einrichtungen zerstört und die Schätze geraubt. Heute ist im Süden alles wieder aufgebaut, die riesige hohe Versammlungshalle kann sich locker mit dem Potala-Palast messen. Auch hier überall Videokameras und Mönche, die darauf achten, dass keiner fotografiert oder filmt. Dies kann man nur gegen teure Gebühren. Wir laufen zuletzt oben auf der Festungsmauer um den ganzen Komplex, unten sehen wir die Wohnungen der Mönche. Übrigens kann man im Kloster Geld klein machen, indem man einfach die Yuan-Scheine 1:10 mit den kleinen Scheinen wechselt, diese dienen hauptsächlich den Tibetern als Geldopfer für die Götter. Auch wir legen einige kleine Geldscheine vor die Buddhastatuen.

Fahrt nach Shigatse 11 Uhr 30 fahren wir zurück nach Lhatse und weiter auf altbekannter Rüttelstrecke über Old Lhatse auf der nördlichen Trasse entlang des breiten Yarlung Tsangpo oder Brahmaputra. Überall liegen hier kleinere Dörfer zwischen ausgedehnten Feldern, auf denen Weizen, Gerste, Kartoffeln, gelber Senf zur Ölgewinnung wachsen. Reis wächst in dieser Höhe nicht mehr, wird aus China eingeführt. Die felsigen Berge rücken zusammen, der Fluss wird schmaler, es erinnert etwas an die österreichische Wachau. Bei Tonang Gompa kommt von links der breite blaue Dok Chu Fluss und vereint sich mit dem braunen Tsangpo. Am Ort Pindroling Gompa überqueren wir auf einer langen Brücke den Fluss ans linke Ufer.

Lunchpause gibt es in She Thongmön (4000 m), das grün und fruchtbar etwas nördlich liegt. Eingangs tibetische Bauten, später auch chinesische Hochhäuser mit den Läden unten drin, wir sehen erstmals auch PKW herumfahren. In einer kleinen China-Kneipe bekommen wir Buttertee, Cola, Orangensaft, die wohlschmeckende Nudelsuppe wird in einer gegenüber liegenden moslemischen Gaststättenküche für uns zubereitet. Von hier noch 82 km auf der glatten, gelbgestrichelten Asphaltstraße bis nach Shigatse (3900 m), insgesamt sind es heute 230 km, die wir in unserem Jeep zurücklegen werden. Eine lange Brücke überfahren wir noch, um im Süden die City zu erreichen.

Die Besichtigung des komplett eingerüsteten Shigatse Dzong (Festung), Gyaltsen meint, es wäre die zweite Potala, ist wieder nur von unten, vom Alten Markt aus möglich. Die Verkäuferinnen dort versuchen, uns an ihre Stände zu lotsen, um etwas von ihren vielfältigen bunten Waren und Souvenirs an uns zu verkaufen. Eine zerrt mich am Arm, nun reicht es mir aber, mit Witz flüchte ich in die hinter dem Markt liegenden engen Gassen der tibetischen Altstadt  schauen uns dort etwas um.

Wir übernachten 100 m neben dem Tashilunpo Kloster im Gang-Gyan Orchard Hotel, einer im tibetischen Baustil errichteten noblen Zweisterne-Residenz, 288 Yuan das Zimmer. Wir haben ein echtes Doppelbett im luxuriösen Zimmer, die Tür ist mit einer Chipkarte zu öffnen. Draußen ist es warm, die tiefen Temperaturen vom Kailash und Manasarovar-See sind sommerlichen Wärmegraden gewichen. Bei einer Rundfahrt lernen wir die zweitgrößte Stadt Tibets kennen, die chinesischen Bauten sind, wenn nicht schön, auf alle Fälle nicht so hässlich wie in Lhasa. Iris kauft für fast den doppelten Preis wie zu Hause eine Speicherkarte für ihre Kamera. Es fahren VW-Santana als Taxi herum, viele Autos, Motorräder, Elektro-Mopeds, Fahrräder und nummerierte Rikshas sind auf den Straßen. Die Menschen sind moderner gekleidet und geben sich großstädtisch. Im neben dem Hotel gelegenen nepalesischen Kailash Traditional Restaurant essen wir alle gemeinsam Abendbrot, Yakfleisch mit Reis und Gemüse. Die Preise für Essen ca. 20-35 Yuan, Frühstück 15-25 Yuan, Bier 10 Yuan   (1: 9,5). Im Dunkeln bummeln wir auf der Straße bis ins Stadtinnere, die meisten Läden sind abends 22 Uhr noch geöffnet, in jedem zweiten werden Handys verkauft.

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