21. 06. 2006   ...In den 50er Jahren wurde sie komplett von den Horden der Rot-Chinesen zerstört, die Häuser angezündet und niedergerissen, die Inneneinrichtungen zerschlagen und die Schätze, Gold, Silber und Edelsteine geraubt und nach Peking gebracht. Darunter drei goldene Statuen von Tsongkhapa. Wir sind deshalb sehr erstaunt, die meisten der Häuser wieder aufgebaut, gemalert und in gutem Zustand vorzufinden, eine Riesenleistung. Das Ganden Kloster ist das Zentralkloster der Gelugpa Sekte, der Gelbmützen, und entstand 1409 unter Leitung von Tsongkhapa. Damals durften die Mönche noch Alkohol trinken, lange Haare tragen, sogar heiraten. Später wurde dies alles abgeschafft, um wieder zum echten Glauben und zur Askese, die einen echten Mönch nun mal ausmacht, zurückzukehren. Die Hauptkonstruktionen der 150.000 m² umfassenden Anlage sind die Tsokchen Halle, die Yangbachen Halle, zwei Zhacang´s, das sind buddistische Schulen und Dutzende von Wohngebäuden. Hier steht ebenfalls eine Statue von Sakyamuni, der Goldene Thron, wir sehen das Zimmer des 13. Dalai Lama, das Schlafzimmer von Tsongkhapa und die Höhle, in der er seine religiösen Lehren entwickelt hat. 5500 Mönche lebten hier, darunter 96 Lehrer, heute sind es 200.

Viele Pilger besuchen dieses Kloster, um die natürlichen Manifestationen Buddhas und die herrliche grüne Umgebung zu genießen. In den Kapellen sitzen auffallend freundliche betende Mönche, von einem werde ich zum Sitzen eingeladen, er fragt mich nach unserer Reise und der Fußball-WM in Deutschland, ich wünsche ihm alles Gute für ein freies Tibet. Witz besteigt den Hügel gegenüber Ganden, wir anderen begnügen uns mit den grünen Höhen oberhalb der Klostergebäude, von denen wir auch die Aussicht ins Lhasa-Tal genießen. Pasang zeigt uns sein Geburtsdorf in der Ferne.

Als wir nach drei Stunden zurückfahren, sitzen viele Tibeter rings auf den Berghängen, picknicken und genießen das einmalige Flair dieses geheimnisvollen Ortes. Die 10 km Serpentinenabfahrt auf staubiger Schotterpiste hinab ins Tal verlangt von Pasang wieder volles Können. Wir stellen unseren Jeep in Lhasa am Barkhor ab, gehen ins Lhasa Snowland Restaurant Mittag essen. Danach Besuch des Jokhang Klosters, für die Tibeter der wichtigste und älteste Tempel in Lhasa, 70 Yuan Eintritt. Gegründet im Zeitraum von 639 bis 647 von König Songtsen Gampo, ranken sich viele Sagen um seine Entstehung, vom Ring werfenden König und seinen Prinzessinnen Bhrikuti aus Nepal und Wencheng aus China, dem heiligen See Wothang und der heiligen Ziege Ra (der alte Name von Lhasa war Rasa).

Vor dem Tempel auf dem Barkhor genannten Vorplatz sehen wir etliche tibetische Pilger, die sich stundenlang inbrünstig niederwerfen zum Gebet. Innen die Kapellen des Tsongkhapa, des Buddhas des Endlosen Lichtes, der acht Medizin-Buddhas, des Avalokiteshvara, der auf einem Löwen reitet, des Maitreya, von Jowo Sakyamuni, sowie der Schrein Guru Rinpoches und die Kapelle des Amitayus. Überall die vielen buddhistischen Reliquien, Wandmalereien, Statuen von allen Größen und Material, die in Stoff eingewickelten Gebetsbücher, unzählige brennende Butterlampen, Schalen mit heiligem Wasser... Die reichlichen Geldspenden zeugen von vielen Besuchern. Vom Balkon unter den goldenen Dächern haben wir gute Aussicht auf den Winterpalast des Dalai Lama, die Potala. Leider drängeln sich hier viele unhöfliche Chinesen, teilweise mit ihren Riesenstativen und -kameras herumschubsend.

Anschließend laufen wir die innere Kora oder den Barkhor um den Jokhang Tempel in 20 Minuten. Üblich sind eine, drei oder sieben Runden. Die äußere Kora, der Lingkhor ist 15 km lang und wird auch von vielen Pilgern umrundet. Danach besuchen Gyaltsen, Mietzi und ich das tibetische medizinische Hospital am Barkhor, ein Lehrer erklärt uns an Schautafeln die Lehren der alten tibetischen Schulmedizin aus dem 7. Jahrhundert. Es ist eine Tagesklinik mit den verschiedenen Abteilungen, wie Allgemeinmedizin, Hals Nase Ohren, Haut, Akkupunktur u. a.

Da wir bis zum Treffen mit Witz und Iris noch Zeit haben, setzen wir uns auf die Steinplatten des Barkhors. Dort lernen wir den kleinen freundlichen Mönch Bimba aus dem Drongtse Kloster in Gyantse kennen, ein Freund von Gyaltsen. Er vervollständigt mit meiner Hilfe sein Englisch, auf seinen Arm schreibt er alle Farben, sowie unsere Namen auf. Ein aufdringlicher dicker Mönch fragt uns plump aus,öffnet ungefragt unser soeben erworbenes Mah-Jongg-Spiel, erwartet wohl Tibet-Flaggen und Dalai Lama Bilder zu finden, ein Chinesenzuträger. Auch andere Spitzel in Zivil lungern zu Hauf hier herum, setzen sich verwundert in unsere Nähe, uns argwöhnisch beobachtend, wie wir als Touristen mit einem rotgewandeten Mönch und unserem Führer im grauen Anzug laut herumalbern und unseren Spaß haben.

Beim Abendessen im nahen spanischen Naga Restaurant kommt meine gute Ratatouille sofort oben und unten wieder heraus, mit Gyaltsen kaufe ich mir in einer Apotheke Kohle- und Durchfalltabletten für umgerechnet 1 Euro, sie helfen dann wirklich schnell. Mietzi freut sich ebenfalls über den guten Preis für Zigaretten, 5 Yuan, ca. 52 Cent kostet die Schachtel einer guten Sorte. Im Dunkeln schlendern wir in unser gemütliches Hotel, das nur 5 Minuten vom Barkhor entfernt liegt.

 

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