23. 06. 2006   ...Im Sommer erfordert es einiges Geschick, das Boot durch die ständig wechselnden Untiefen des Flusses sicher ans andere Ufer zu bringen. Unterwegs steigen wir um auf ein gut gefülltes Boot, sodass wir jetzt über 50 Personen, meist Schulkinder, einigen Erwachsenem, und ein Motorrad sind. Wir fahren eine ganze Strecke stromaufwärts, erreichen dann nach 1,5 Std das andere Ufer weit oberhalb. Auf dem Rücksitz eines alten Jeeps fahren wir in 20 Minuten über schmale sandige Hoppelpisten bis in den von der hohen kreisrunden Mauer umschlossenen Hof des Samye Klosters.

Samye ist Tibets allererstes Kloster, die Quelle des tibetischen Buddhismus und seine Geschichte reichen über 1250 Jahre zurück. Gegründet wurde es unter der Herrschaft vom 38. König der Tubo Dynastie Trisong Detsen, zwischen 765 und 780, das exakte Jahr ist unbekannt. Die ersten Mönche hier halfen mit bei der Übersetzung der indischen buddhistischen Texte vom Sanskrit ins Tibetische. Früher gab es noch mehrere buddhistische Glaubensrichtungen, die der Sakyapa, der Kagyupa und die der Gelukpa. erst im 15. Jahrhundert gewannen die Regeln der Sakyapa Sekte Oberhand über Samye. Auch wurde das Kloster in seiner Geschichte einige Male zerstört und wiederaufgebaut, die größten Zerstörungen gab es zur „Kulturrevolution“ durch die Chinesen, die meisten Gebäude, eingeschlossen das weltberühmte vergoldete Ütse, das Zentralgebäude, wurden böse verwüstet, die wertvollen Reliquien gestohlen oder vernichtet. 130 Mönche dürfen jetzt hier wieder ihrem Glauben nachgehen, mit Genehmigung der Kommunisten wohlgemerkt, früher waren es 2500.

Sakya stellt das Universum Buddhas dar, von oben sieht die Anlage wie ein Mandala aus, die Bauten wurden von astrologischen Gesichtspunkten aus angeordnet und stellen kosmische Dinge, wie Sonne und Mond oder auch Kontinente und Ozeane, sowie auch buddhistische Symbole dar. Vor dem größten Klostergebäude in der Mitte des Mandala stehen zwei originale Steinsäulen, die Schrift darauf ist alttibetisch, zwei steinerne Elefantenfiguren sind ebenfalls aus dem 8. Jahrhundert. Das Haus ist in drei Baustilen errichtet, das Erdgeschoss tibetisch, der erste Stock chinesich und die obere Etage im indischen Stil. Am Eingang hängt eine große Glocke, die erste Glocke in Tibet, die der König von seiner Frau geschenkt bekam. Die vier Ling Kapellen und Chörten in weiß, rot, schwarz und grün stehen im Norden, Süden, Westen und Osten. Östlich neben Samye liegt der Heilige Hepo Ri Berg, wo Guru Rinpoche die Dämonen von Tibet besiegte, es führt ein Fußpfad auf seinen Gipfel, wo eine Kapelle steht. Im Nordosten gibt es die Chim-puk Einsiedelei, Höhlen, in die sich Guru Rinpoche zurückzog, teilweise immer noch von Eremiten bewohnt.

Ein Tibeter an einer Nähmaschine, den wir fotografieren wollen, erzählt uns, dass viele gläubige Tibeter sich nicht fotografieren lassen, weil sie denken, dass das Foto später achtlos irgendwo vergessen oder sogar weggeworfen wird. Der Glaube sagt ihnen, dass sie dann krank werden oder sogar sterben. Im Hof des Gästehauses essen wir Mittag, es gibt gebratene Nudeln und Melone als Dessert, schwarzen Tee mit Salz zum Nachspülen. Für alle 6 Personen bezahlen wir 76 Yuan, sehr preiswert. Ab und zu rennt auch mal eine große Ratte während des Essens zwischen unseren Beinen durch.

Danach laufen wir die Kora innen an der runden Außenmauer entlang und statten allen Gebäuden noch einen Besuch ab. Auf der Mauer stehen 1028 Stupas, Witz fotografiert jede einzeln von allen Seiten, das ist ein Witz. 16 Uhr 30 fahren wir zurück zur Fähre, lassen uns in der halben Zeit zurück zu unserem treu wartenden Fahrer Pasang übersetzen.

Wir fahren zum Gongkar Lhasa Flughafen zurück, checken im Airport Jichang Hotel bei einer sehr unfreundlichen Chinesin ein, wir nehmen heute wieder nur zwei Zimmer, da die Preise hier heftig sind, ein Zimmer kostet 348 Yuan, ist diesen Preis aber nicht wert. Gyaltsen fällt ein Stein vom Herzen, er bedankt sich bei uns. Für Zimmerschlüssel sollen wir je 100 Yuan Pfand bezahlen, nach langer Diskussion ist die Dame bereit, Iris´ Reisepass als Pfand anzunehmen. Das letzte Chinesengeld können daher wie geplant unsere beiden treuen tibetischen Begleiter am Abend zum Abschied bekommen.

Gyaltsen lädt uns in ein schönes tibetisches Restaurant ein, gleich vor dem Eingangstor in den Flughafen das letzte Haus links mit der eisernen Wendeltreppe außen. Der symphatische Wirt und seine beiden Frauen sind sehr freundlich und zuvorkommend, sie zaubern uns ein leckeres tibetisches Menü für alle, gekochtes Yakfleisch mit Knochenbrühe und Gemüse, Yakzunge, Momos, gefüllt mit Yak-Hack, scharf gebratene knusprige Schafslunge, sehr lecker, Bratkartoffeln mit Chilli, scharfe Tomatensuppe, Rettichsalat, dazu Buttertee oder Kaffee und Lhasa-Bier. Der Abschied von Gyaltsen und Pasang fällt uns schwer, wir sind Freunde geworden in den letzten 18 Tagen, bedanken uns herzlich für ihre Arbeit, geben ihnen ihr wohlverdientes Trinkgeld, jedem 50 Euro, 10 Dollar und 250 Yuan, umarmen uns noch einmal, winken ihnen dann bei ihrer Abfahrt nach Lhasa. Traurig trotten wir ins Hotel zurück, unsere große Reise neigt sich dem Ende entgegen, ein Lichtblick noch in Kathmandu ist das Wiedersehn mit unseren nepalesischen Freunden.

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