18. 05. 2013   ...12 Uhr kommt endlich das versprochene Ersatzfahrzeug samt neuem erfahrenen älteren Fahrer. Es stellt sich heraus, dass am Jeep die Kupplung kaputt ist und nicht mehr ausgekuppelt werden kann. Beim drehen des Zündschlüssels fährt er sofort los, ein junger Fahrer fährt unseren alten, einjährigen Jeep halsbrecherisch davon, bringt ihn zu einer Werkstatt. Wir steigen in den indischen Mahindra Maxx Jeep ein, der fährt viel leiser, schnurrt wie ein Kater und hat mehr Kraft als der junge Nepalese.

Doch sind erst einmal die beiden kleinen Söhne der Familie verschwunden, nach einer halben Stunde Suchen sind sie wieder da, bekommen von den Frauen ihr Fett weg.
Wir kommen nun besser und komfortabler voran. Nach 20 Minuten Fahrt stoppen wir wieder, vor uns pickert ein Bagger große Felsbrocken aus der Wand auf die Straße. Dann zerkleinert er sie grob und ebnet den Steinhaufen mit seiner Schaufel etwas ein. Unser Jeep muss dann steil auf den Geröllhaufen hochfahren und am anderen Ende ebenso wieder hinab. Eine knappe Stunde hat uns das Ganze gekostet. Die Straße wird hier in ihrer gesamten Länge neu gebaut. 14 Uhr 15 eine erste Pause in einem größeren Restaurant, unser neuer Fahrer hat Hunger. 16 Uhr 25 die nächste Pause.

Es fängt an zu regnen, wir warten auf irgendwas. Schließlich geht es weiter, wie es aussieht, wollte der Fahrer mehr Geld von uns haben, Milan lässt sich aber nicht beirren. Wir durchfahren mit dem neuen jungen Fahrer viel kleine Orte, wie Thade, Mudhe Bisauna, Patle, Mude, Garma, Dorpu. Nach zwei großen weißen Stupas und einem großen bunten Manistein biegen wir von der Hauptstraße rechts hoch in einen schmalen vom Regen zerweichten schlammigen Fahrweg. Der Allrad-Jeep gibt alles, schwimmt förmlich auf dem glitschigen Untergrund den Berg hinauf. Der ausgewechselte junge Fahrer schreibt nebenbei SMS und telefoniert und nicht zu vergessen, die laute poppige Nepal-Folklore aus den Lautsprechern.

Wir erreichen die ersten Häuser des größeren Ortes Salléri (2379 m), links und rechts viele Lodges und Restaurants. Wir durchqueren den langgezogenen großen Ort fast bis zum Ende, etwas weiter um die Ecke oben liegt Phaplu (2469 m), der Ort mit dem Flughafen, unserem eigentlichen Ziel. Aber das erreichen wir heute nicht mehr, unser Fahrer gibt uns zu verstehen, dass an einer bestimmten Stelle Schluss ist, zu unserer Lodge sind es noch 300 m, aber bis dorthin will er uns partout nicht mehr bringen. Milan und ich laden unser Gepäck und das hier zu deponierende schwere Gepäck unserer Agentur für eine amerikanische Touristengruppe nach Basa ab, bringen es dann in Etappen zu unserem Quartier in die „Rinchhen Lodge & Restaurant“. Wir beziehen zusammen im ersten Stock ein einfaches Zimmer. Es ist 18 Uhr und unsere Odyssee von Kathmandu nach Salléri 3 km vor Phaplu hat ein Ende. Warmes Abendessen bekommen wir 20 Uhr 30 vom freundlichen Besitzer frisch zubereitet. Das kleine Restaurant ist gleichzeitig Küche und Aufenthaltsraum für die Lodgegäste und für die ganze Familie, die Eltern und ihre zwei neugierigen Kinder.

......Das erinnert mich sofort an meine eigene Kindheit. Johannes (der Bierhans), der Bruder meines Großvaters hatte in Grünbach/ Vogtland in seinem Häuschen eine kleine Kneipe mit Flaschenbierverkauf. Die Kneipe war gleichzeitig Küche und Wohnzimmer für ihn und seine Frau Liesel. Meist saß Liesel kartoffelschälend zwischen den damals ausschließlich männlichen Biertrinkern, die ihre Pfeifen und Zigarren nie ausgehen ließen. Sie kochte Essen für sich und Hans und manchmal für ihre Gäste und hatte immer brodelnde Töpfe auf dem heißen Herd. Nebenbei lief der Fernseher mit der Minibildröhre oder dudelte das Röhrenradio. Hans verkaufte in einem ungeheizten Nachbarraum das gute Wernesgrüner Flaschenbier an die Grünbacher, damals noch die alten Bügel-Schnappflaschen in den flachen Holzkästen,. Mein Großvater Rudolf nahm mich Sonntags zum Frühschoppen auf seinem alten grünen Herrenfahrrad auf der Stange mit, auf dem Gepäckträger klapperten in der dickledernen nach abgestandenem Bier riechenden Aktentasche die leeren Flaschen. Nach ein, zwei Flaschen Bier für ihn und Brambacher Sprudel „mit Geschmack“ für mich ging es dann wieder heimwärts, diesmal mit vollen Bierflaschen, die die ganze Woche reichen mussten......

Milan kauft sich ein einfaches dünnes Regencape, das gibt mir zu denken und es bedeutet, das Wetter wird die nächste Zeit regnerisch durchwachsen sein. Im Hof gibt es neben einer Toilette eine Art Mini-Duschraum mit fließend kaltem Wasser, wo ich mir nach den zwei anstrengenden Fahrtagen den Schweiß abspüle.

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