02. 06. 2006   ...Die Hirten einer riesigen Ziegenherde versuchen, von uns Geld zu schnorren, wir ignorieren es. Nach der Pause klettern wir um einen steilen felsigen Bergrücken herum, steil fällt der teilweise in den Berg gehauene Pfad nach unten ab, und gehen weiter entgegen der Windungen des schnell fließenden milchiggrauen Wassers des Humla Karnali. Yalbang Chaur ist eine weitflächige ebene Wiese auf 2760 m, wo Ziegenhirten neben dem Fluss zelten, im November Schauplatz eines jährlichen Handelsmarktes. Nach dieser sandigen Wiese werden die Humla Karnali-Talengen und die Hänge ziemlich steil. Wir registrieren eine Brücke über den Humla Karnali und einen steilen Pfad auf der jenseitigen Seite des Tals, er führt nach Puiya, einem Dorf, wo die Yalbang während des Sommers leben. Dies ist auch die Route zum einstigen wichtigen Humla-Handelszentrum von Chala.

Das Steigen wird schwieriger. Der Trail folgt einem Bewässerungskanal zu einem riesigen Stein gerade in den Norden des aus braunen mit Stroh gedeckten Lehm- und Steinhäusern bestehenden DorfesYalbang (3020 m). Es teilt eine hydroelektrische Stromversorgung mit seinem Nachbarort Yangar und breitet sich über hunderte Höhenmeter aus. Die Einwohner sagen Yalwang, weil bang Urin bedeutet. Oberhalb das rote Steindach eines Klosters mit einer großen weißen Stupa. Wir nehmen den tieferen, linksseitigen Weg an einer Levada entlang, in der ich meine braunen dreckstarrenden Teva-Füße wässere, teilweise bedeckt bis ein Zentimeter hoher Staub den Weg. Wir steigen oberhalb des Dorfes auf 2960 m zur langen L-förmigen Schule auf dem Bergrücken unterhalb des Klosters, beim Zeltaufbau auf der Schulwiese helfen wir heute mit, da es 15 Uhr anfängt, stark zu regnen.

Wir finden unter dem Schulvordach ein geschütztes Plätzchen für unseren eisernen Klapptisch und die vier Eisenklappstühle. In einem leeren Schulraum wird von Dorje die Küche aufgebaut. Sanga und Phadindra (auch von manchen P. D. genannt) spielen mit den Pferdemännern das nepalesische Karambolage-Billardspiel mit den runden Plastikchips, die in die Ecken des Brettes geschnippt werden müssen. Der weiße Chip zählt 10, schwarz 5, der rote 25 Punkte, dabei darf der große Chip, der zum Schnipsen dient, nicht mit durch das Eckloch fallen. Sie haben tollen Spaß dabei. Auch der Lehrer, einer von fünf, Herr Sabur Lal Chaudhary läßt sich sehen, zeigt uns sein Dienstzimmer. Es hängen viele Zettel mit englischen Spruchweisheiten an den Wänden, außerdem bunte Anschauungstafeln und sein Stundenplan für alle Klassen. Morgen bekommt er für die Schule eine kleine Spende von Iris und mir. Auf sein Anliegen, Geld auf ein Konto für seine Söhne nach Kathmandu zu überweisen gehe ich nicht ein, besser wäre es, hier den wirklich Armen zu helfen. Die Bekleidung der Menschen dieser Gegend sind sehr ärmlich, geflickt und schäbig, meist auch dreckig.

Ein einheimischer Wandersmann raucht einen dicken Marijuana-Joint vor seinem kleinen Zelt und ist glücklich dabei. Ich besuche Koch Dorje, er kauert einsam in der Küche, muss alle Arbeit allein verrichten, die angeworbenen Küchenhelfer sind keine guten Arbeiter, man muss ihnen alles mehrmals sagen, vor allem Birgit schläft gern und viel und läßt sich sehr bitten. Als ich es Sanga berichte, scheucht er alle drei hoch, sie stürzen in die Küche, um zu helfen. In einem Klassenzimmer nehmen wir am Abend unser Essen ein, da es immer noch in Strömen regnet, es gibt Pilzzsuppe, überbackenen Blumenkohl, Reis, Spaghetti mit geriebenem Käse, Eggplants = Eierpflanzen, das ist eine Art grüne Aubergine, mit Spinat gefüllte Momos und gebratene Salami, zum Nachtisch warmen Appel-Pie. Sanga erklärt uns einige nepalesische Wörter: Namlo ist das Stirnband der Träger, Khakon der Basket oder Tragkorb, Tokhma, der t-förmige Stock dient zum Absetzen der Traglast, unsere Leki-Stöcke sorgen immer für Heiterkeit, da leki = ficken heißt, der englische Name Laura (gesprochen Lora) bedeutet Penis.

 + 715 / - 420 m in 7 Std. (2 Std. Pause)

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