03. 06. 2006   ...Wir bekommen in unsere 300 ml fassenden Blechtassen heißes Zitronenwasser, eine Wohltat. Die Pause ist heute kürzer, da es doch recht kühl ist, Witz läuft männlich herb mit kurzen Hosen, in der Kälte sind seine Gänsehauthuckel deutlich zu erkennen. Die alte Strecke folgt einem steilen Pfad und zieht sich über einen 3500 m hohen Bergrücken, den Illing La Pass, glücklicherweise können wir jetzt einem neuen, niedrigeren Pfad folgen, der den Anstieg und steilen rutschigen Abstieg vermeidet. Der Pfad sucht sich seinen Weg beängstigend nahe am Fluss in einem auf einigen Abschnitten mit Steinen und hölzernen Stützen aufgebauten Weg, wo der Pfad aus dem Kliff heraus gesprengt wurde. Wir überqueren einige kleinere Flüsschen meist auf Holzbalkenbrücken ohne Geländer.

Nach mehr als einer Stunde Auf und Ab vorbei an Aprikosen-Obstgärten erreichen wir eine neue hölzerne Hängebrücke bei 2800 m, überqueren den Fluss zum linken Südufer des Humla Karnali-Tals. Oberhalb sehen wir alte Wohnhöhlen und Yakpfade, wir sind jetzt in der Region von Muchu und erreichen nach dem Ort Tumkot eine große felsige Campwiese in 2910 m Höhe  oberhalb des Hauptflusses, der hier einen Rechtsknick nach Norden in ein wildes unpassierbares Tal macht. Unser morgiger Weg aber zieht nordwestlich am Nebenfluss Kumuchhiya Khola entlang. Kleine bewohnte Häuschen stehen in der Nähe. Es regnet ununterbrochen und wir hängen einige Sachen im Esszelt zum Trocknen auf. Erstmalig wird ein nagelneues Küchenzelt aufgebaut, sofort blubbern die Propangaskocher los, um uns heißen Tee zu bereiten. Unsere neuen weißen Plasteschutzsäcke sind schlammig, sie werden durch die Benutzung der Pferde sehr strapaziert. Über uns befindet sich auf einem Hügel das Kloster Mota Gompa.

Die Landschaft erinnert an Schottland, die gerölligen Berge mit den kleinen grünen dornigen Büschen an die Kapverden. Witz fotografiert eine Familie, er verspricht, die Bilder mit einer der nächsten Trek-Expeditionen von Niru mitzugeben. Unsere Pferdemänner sitzen an einem Feuerchen in einem Unterstand, Sanga bringt ihnen etwa ein Viertel Liter Rakshi, es gibt hier nur den eklig synthetisch schmeckenden chinesischen Schnaps, eine Zumutung für jeden Gaumen. Mit Sanga und Phadindra gehen wir in eine Hütte, trinken dort guten Buttertee, unseren ersten, Supzija genannt. 18 Uhr hört endlich der Regen auf, die Berge sind oben mit Schnee bedeckt, die Sonne blinzelt durch ein vereinzeltes Wolkenloch  herunter. Unser Wetter- und Wanderprophet Indra (Sanga) gibt abends immer eine Vorrausschau auf den kommenden Tag: „...tomorrow...“, seine sorglose optimistische freundliche Art und sein Lachen stecken uns an.                                         

 + 455 / - 515 m in 6 Std. (1,5 Std. Pause)

Zurück