04. 06. 2006   ...Bis wir die Wiese des Deurali-Passes auf 3355 m erreichen, haben wir unsere Regensachen wieder im Rucksack verstaut, da es der Sonne manchmal gelingt, sich durch die Wolken zu quetschen. An den steilen Hängen gehen Gerölllawinen ab, es wachsen große verknerzelte Wacholderbäume mit Stammdurchmesser bis 70 cm und riesige Tannen hier. An den Bäumen wachsen leuchtend orange Schmarotzerpilze. Kurz vor Pani Palwang (3340 m) beginnt eine neu ausgebaggerte, unschön die Landschaft verschandelnde Straße, die in einigen Jahren von Simikot hoch nach Tibet führen soll.

An unserem Lunchplatz auf einer Wiese nahe einigen Bhatti-Häusern lagern Händler, ein Großvater mit 10-jähriger Enkeltochter und einigen Männern aus Simikot, die mit ihren Ziegen Salz aus Tibet in die unteren Regionen bis Nepalgunj bringen, eine Ziege wird mit 10 kg Salz beladen. Sie sind sehr offen und freundlich und wollen gern fotografiert werden. Von den Frauen eines Teehauses werden uns in einer Schüssel Getränke präsentiert, Lhasa-Bier, chinesische Cola u. ä., für 100 Rupies kaufe ich ihnen eine Cola ab. Wir lagern ebenfalls etwas oberhalb des Weges unter einer schönen Baumgruppe auf einer großen blaugrauen Plastplane, bekommen hier unser Mittagessen gereicht. Die hohen Berge sind alle in Wolken, Schneereste kleben an den von kleineren Wasserfällen durchsetzten steilen Hängen gegenüber. Eine weitere kleine Pause legen wir am Rande der vor zwei Jahren begonnenen häßlichen breiten grobsteinigen Straße auf 3660 m ein bei den ersten Häusern von Yari East, eines davon ein Teehaus mit einer kleinen Solaranlage, gegenüber liegt ein kleines Kloster ohne Namen. Die Sonne schaut kurz, ob wir noch da sind, zieht sich dann aber vornehm zurück und überläßt uns einem leichten Nieselregen, der aber nicht wirklich nass macht.

Wir laufen durch die ausgedehnten Felder von Yari, darunter hellgelb leuchtende Senffelder (Tori). Im oberem Humla-Gebiet  züchtet man zwei Arten der Hirse, die Fingerhirse (Kodo) und die gemeine Hirse (Chinu) und zwei Arten der Gerste, die nackte tibetische Gerste (Uwa) und die bärtige normale Gerste (Jau), Amaranth (Marcia), Weizen, Buchweizen (Phaphar), Kartoffeln und Gemüse. In den niedrigeren Teilen von Humla züchtet man Wintergerste, in höheren Dörfern wie Yari ist nur eine Ernte pro Jahr möglich. Wir sehen 400 Meter links unterhalb den Hauptort Yari, früher wurde dort übernachtet. Durch die neue Straße ist ein Campingplatz hier oben entstanden, auch gut, da wir morgen über den Pass einige Höhenmeter einsparen werden.

Witz zieht seit Tagen eine Fleppe, seine Sachen sind alle nass geworden und er friert im Regen in seinen kurzen Hosen, wir hoffen, dass er sich bald wieder einkriegt. Wir biegen links von der Straße weg, flankiert von Steinmännern queren wir kleine Flussläufe, in der Ferne sehen wir endlich auf einer großen Wiese unsere blauen Zelte leuchten neben den weiß-rot-blau gestreiften temporären Plastedächern einiger steinerner Hütten ohne Dach. Die Höhe unseres Camps Thado Dhunga beträgt 4010 m, der Wind bläst wie verrückt, es sind 5°C, wir sitzen im Teezelt bei Fünfuhr-Tee und Gebäck. Unsere Bergzelte werden aufgebaut, wir kuscheln uns schon mal probeweise in unsere Schlafsäcke. Nachts wieder leichter Regen, ich nehme ein Aspirin gegen meine leichten Kopfschmerzen, in dieser Höhe nichts ungewöhnliches.

 + 1120 / - 145 m in 8,5 Std. (1,5 Std. Pause)

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